Vom Wurzeln und Fliegen

Feines Geäst, starkes Geflecht. Wunder der Natur, das Wurzelwerk. Unterirdisches Gebein der Bäume, welches Kraft in die Krone verströmt. Wilde Wurzeln lassen das Geäst verzweigen, den Saft Blatt für Blatt ins Blau des Himmels steigen. Dem Gesetz der Schwerkraft zum Trotz. Je tiefer und weiter das Wurzelwerk, desto höher der Baum. Zarte Zweige wiegen sich waghalsig im Wind. Stolz steht…

Die Verhältnisse

Die Verhältnisse, in denen du nichts Neues über dich erfährst, die Verhältnisse, die dich kleiner machen als deine Freunde dich kennen, die Verhältnisse, in denen du den Kopf einziehen und die Knie beugen mußt, um stehen zu bleiben – diese Verhältnisse mußt du verändern oder verlassen Heinz Kahlau

FrühlingsErwachen

Noch ist es still. In mir das Schweigen des Schlafes. Die Gedanken hauchdünn mit den Träumen verbunden. Flanieren auf diesem unsichtbaren Band zwischen Nacht und Tag, zwischen Schlafen und Wachen. Sie wandeln den Träumen hinterher. Ich nehme sie mit, die Traumfetzen, die mein Ich jeden Tag neu formen. Bis kurz vor Sonnenaufgang, bis dessen blass-blaues Licht, dessen Strahlen meine geschlossenen…

Die Bank

Als wäre das Gestern heute. Deine Tasche neben meiner. Wir kauften die gleichen Turnschuhe. Deine Hände in meinen. Der Raps ein Meer aus Honig. Wir tanzten, tanzten immer enger ein „ich liebe dich“. Bis dunkle Wolkengebirge sich drohend erhoben,  der Himmel aufriss. Es regnete Abschiede, Unwahrheiten, Wunden. Böse Worte kleben immer noch an der Bank. Ich wollte uns so unerträglich…

Zwei

Zwei sind zwei Wellen und die Nacht ein Ozean Zwei sind zwei Steine und die Nacht eine Wüste Zwei sind zwei Wurzeln in der Nacht umschlungen Zwei sind zwei Klingen und die Nacht ein Gefecht Zwei sind zwei Sterne die fallen in den leeren Himmel Du und ich

Osteroffenbarung

Flammen des Frühlingsfeuers bäumen sich auf in rabenschwarzer Nacht. Lodern lichterloh, züngeln, verschlingen das trockene Gehölz. Schlagen den Winter in die Flucht. Funken sprühen, hitzig knistert das welke Geäst in gleißender Glut. Das Licht lässt die Gesichter der Menschen aufleuchten, zaubert ein Lächeln. Vorbei das Sehnen nach Frühling in karg-kalten Wintertagen. Nun ist er da. Flammen funkeln, feiern den Sieg…

Am Ufer des Meeres

stand ich und erinnerte. Und ich wusste angesichts des Wassers, der Weite, der Wellen, dass ich unsere Geschichte aufschreiben muss. Ich erinnerte diesen magischen Moment, als ein Ja oder ein Nein unserem Leben eine neue Richtung gab. Gestern war es, aber es kommt mir vor, als sei es heute gewesen. Am Ufer des Meeres habe ich die Geschichte nun aufgeschrieben.…

Abschied vom Jahr

Das Jahr verebbt in sanftem letzten Wellengang die Zeit ist abgelebt verstummt des Sturmes brausender Gesang Blausegler gehen müd’ an Land der Käpt’n geht von Bord geborsten liegt das Jahr im Sand der Glanz der Morgenstunde ist hinfort Wenden, halsen, alles wagen Anker werfen, Anker zieh’n Pfeilgenau in allen Lebenslagen das Meer bezwingen und versteh’n Nimm Abschied Jahr Gefährte durch…

Wintersonnenwende

21. Dezember. Weiße Winternacht breitet rabenschwarze Flügel aus. Raunacht, geheimnisvoll, lautlos und von düsterer Dauer wie keine andere. Ich werde wachen, lange Briefe schreiben. Wintersonnenwende. Zeit des Wandels. Gesichter ungeliebter Gefährten werden entschleiert. Tauchen vor mir auf, blicken mich an. Fratzen in sich selbst verliebter Fremder, die in mein Leben marschierten. Die Deiche meiner Ruheinseln durchdrangen.  Helden auf der Suche…