Kultursonderpreis des OBK zum Thema Corona 2022

Werk: Die Braut

Motivation und Gedanken zum Werk:

Haiku:

„Im Flammenmeer dort

die Braut im Kleid aus Toten

das Abendrot glüht“

@wallefeld

Die Welt ist eine andere geworden. Ein Virus kam, nahm und siegte. Nichts ist mehr wie es war nach diesem Ausbruch, der ein Anbruch war. Der Anbruch einer Welt mit neuen Rissen, durch die das Virus fortwährend lauert wie eine Gefahr. 

Kunst deckt auf, zeigt, offenbart. Sie ist der Spielraum der Freiheit. Sie ist mein Experimentierfeld des Möglichen. Mein Beitrag zu diesem Thema Corona erzählt vom Wandel der Welt, die eine vollkommenere, verlässlichere war und offenbart den vernichtenden Weg des Virus. Als Ausgangspunkt wählte ich die Liebe, die durch Zerstörung und Tod geht, hin zu einer trotzigen, unverwüstlichen Hoffnung.

Mein Werk „Die Braut“ entstand aus Emotionen der Wut, aus einer gewissen Ohnmacht, einer Mischung aus Trotz und Trauer angesichts der Pandemie. Angesichts der Bewusstwerdung, dass diese kleine griechische Vorsilbe „pan“ eine bedrohliche Grenzenlosigkeit bedeutete. Ein Virus, das geografisch und zeitlich grenzenlos die Menschheit ergriff und angriff.

Figural wählte ich die Darstellung von Braut und Bräutigam. Ur-Symbole der Liebe, des Lebens, der Nähe und der Lust. Ein Paar oder Menschen, die sich gegenseitig tragen, stützen in Liebe und Leid. Die Braut trägt traditionell ein Kleid aus weißer Spitze. Ihre Welt ist ursprünglich lebensfroh.

Corona bringt die Verwandlung. Aus der Hoch-Zeit wird ein Requiem. Aus der Leichtigkeit des Kleides aus Spitze wird ein Kleid aus Verletzung und Verlust. Die Braut ätherisch schön wird brutal verletzt. Die Farbe Rot ergießt sich über das Paar, gleicht einem Aderlass. Rot, die Farbe der Liebe, der Verletzung und des Verlustes. Rot mündet in ein „Im Brande Stehen“. Ein Paar besudelt von Blut, von der Brutalität des Verlustes.

Ein Lodern im Feuer der Vernichtung. Verlust von Freiheit, von Freunden, von Frieden. Verlust von Begegnungen, von Nähe, vom Tanz miteinander. Das Virus wütet, wütet wie ein Krieg.

Über dem Paar bilden sich blau-schwarze Wolken aus Ruß. Gewaltige Wolken eines drohenden Unheils. Der Horizont verdunkelt sich. Braut und Bräutigam entweicht jede Lebendigkeit. Ein Paar bleich und blutend. Verwundet von der Speerspitze des Virus, das jeden trifft, verletzt oder tötet.

Das Kleid aus Spitze verwandelt sich zu einem Kleid aus Toten. Einem Totenkleid. Im Saum des schwingenden Rockes sammeln sich die Gesichter der Verstorbenen. Das Kleid aus Leichtigkeit, Lust und Lebensfreude wird zu einem Kleid der Trauer. 

Doch trotz dieses Gewandes aus Gesichtern von Sterbenden, Kranken oder Toten bleibt eine unzerstörbare Hoffnung wie im Märchen. Der Hoffnung auf Auferstehung des Lebens, die Auferstehung einer neuen Leichtigkeit, die Geburt einer neuen Lebendigkeit. Dargestellt durch ein noch leises Gold-Gelb am Horizont.

Hoffnungsstrahlen