Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche

22. September. Tag und Nacht halten sich die Waage, dauern gleich lang. Herbst, der große Sonnenuntergang des Jahres beginnt. Vorhang auf für eine Zeit des Übergangs, des Dazwischen-Seins, zwischen Sommer und Winter. Zeit der Ernte, Zeit der nebelverhangenen Tage, die nicht wach werden wollen. Die dahin dämmern. Sich unsichtbar machen unter grauem Tuch, damit der glasklare Winter sie nicht findet.…

Ein blauer Tag

  Ein blauer Tag Nichts Böses kann dir kommen an einem blauen Tag. Ein blauer Tag die Kriegserklärung. Die Blumen öffneten ihr Nein, Die Vögel sangen Nein, ein König weinte. Niemand konnte es glauben. Ein blauer Tag und doch war Krieg. Gestorben wird auch an blauen Tagen, bei jedem Wetter. Auch an blauen Tagen wirst du verlassen und verläßt du,…

Fundstück

Fundstück Es sinken alle Worte dieser Stunden in Schweigen, das den Blau der Himmel gleicht. Nur dieses Wort, das ich am Saum der Nacht gefunden, möchte noch reisen, wissend, dass es dich erreicht: DANKE Giannina Wedde  

Zeit des Abschieds

Dieser Morgen nach dem großen Abschied. Still und suchend. Selbst über der Sonne liegt ein Schleier, als gebe sie die Realität nicht frei. Der Weg führt durch den Tannenwald bis zu jenem Meer aus bunten Rosen, bis zu jenem Gruß auf dem geschrieben steht „Alles hat seine Zeit“. Die Zeit geboren zu werden und zu sterben. In die Welt hineinzukommen…

SommerSegler

Sie sind zurück, Segler, die verlässlich den Sommer ankündigen. Kreisen mit schrillem Schrei am Abendhimmel, navigieren durch laue Luft. Leben im Flug, ob schlafend oder liebend. Mit Flügeln gleich Sicheln stoßen sie pfeilschnell durchs Blau. Sommersegler. Den Sommer verkündend. Schrill. Noch in der Dämmerung verfolge ich ihren Flug, begleitet vom Abendlied der Amseln. Amseln, die Sonne getrunken und hoch oben…

OsterMorgen 2017

Jeder Ostermorgen beginnt mit diesem heiligen Schweigen. Wenn die Luft noch nach dem Rauch des Osterfeuers riecht und die ersten Sonnenstrahlen durch den Frühnebel dringen. Dann machen wir uns auf den Weg zu dem kleinen Bach, der mitten durch den hohen Tannenwald fließt. Auch unsere Schritte schweigen auf dem weichen, mit Tannennadeln bedeckten Boden. Die Welt liegt leise, nur hier…

Vierter Frühling

Der Winter lässt los, ist verweht. Überall unter freiem Himmel finden Begegnungen statt. Begegnungen mit den Boten des Frühlings. Jener Jahreszeit, die man riechen kann, in der die Morgen licht und leicht beginnen. Ich streife mit den Genen des Großvaters durch den grünenden Garten. Auf der Jagd nach Blüten und Bienen. Nach dem Duft von Honig und diesem allgegenwärtigen leisen…

Vom Glück des Augenblicks

Ein neuer Morgen wird angespült. Liegt scheu am Strand, gestrandet im Nebel. Hüllt den Himmel in graues Gewöll,  in welchem jedes Warten auf Licht erstickt. Hüllt auch das Wasser in schaumig-schmutziges Grün,  das Jeden Hunger nach Lebendigkeit, nach sprühendem Leben dämpft. Bis zu jenem wundersamen Moment, in dem die Wolken jäh aufreißen, zartes Blau sich zeigt. Ein Fenster zum Himmel,…

Eisblumen

Eisblumen blühen in der Nacht. Formen gleich feinen Federn, die der Frost auf die Fenster zaubert. Bizarre Figuren, wie geeiste Spitze. Zart, dahingehaucht. Feinblättrige Farne, die emporwachsen und den Blick in das klare Blau verschleiern. Die Welt dort draußen liegt hinter gezuckerten Gebilden. Winterzauber, den es nur noch selten gibt. Eisblumen, jene wunderschönen Kristalle, die jeder wohligen Wärme weichen. Sie…

Bild der Jahre

Jeder Anfang ist ein feiner Fluss der Farben. Ein Tasten, Staunen, ein leichtes Spiel in unschuldsreinem Weiß. Lichtes Wasser perlt offen. Kaum Konturen, wenig Spuren. Der junge Tag legt Farbnuancen auf. Unermüdlich. Im Bild der Jahre blühen Form und Farben, vom heitren Pastell bis zum kräftigen Ton. Farben der Erfahrungen zeichnen ihre Spuren, lassen den Entwurf sichtbar werden. Schicht für…