Dazwischen sein

Dazwischen sein … zwischen der vertrauten Heimat seit Kindertagen und der Wahlheimat. Wahlheimat  wenigstens für eine Weile. Dicht nebeneinander, Jahrzehnte alte Gemäuer, immer schon. Ich schaue hinüber. Still steht es da, mein Zuhause, schweigt, verwaist. Das Leben ausgezogen. Die Menschen gegangen. Nur in den Mauern noch Stimmen gefangen. Eingesperrt hinter zugezogenen Gardinen und verriegelten Türen. Worte irren zwischen den Wänden.…

Deine und meine Zeit

Über deiner und meiner Zeit nahm der Himmel verschiedene Färbungen an nahm der Wind eine andere Richtung verlor sich der Duft.   Aber in deiner und meiner Zeit dauert noch immer unser Finden dieses Geheimnis das nur du und ich kennen.   Zwischen deiner und meiner Zeit zündet der Himmel  ein Sternenmeer  in dem nur du und ich einander begegnen.

MittSommerNacht

Sieben verschiedene  Sorten von Blumen pflücke ich auf dem Feld. Solange, bis sich ein riesiger bunter Bogen über den Himmel zieht. Regenbogen ohne Regen. Die Wolken rosa, wie im Märchen. Dahinter der Kirchturm, in der Mulde das schläfrige Dorf. Sieben Sorten von Blumen sollen mir Glück bringen. Sieben Jahre Freiheit. Sieben wunderbare Jahre.   Weiße wunderbare Nacht, in der das…

LebensKunst

  Man soll alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen. Johann Wolfgang von Goethe Die Kunst ist es, die das Schöne sucht, das Wahre, den Sinn. Das, was unsichtbar ist. Das, was den Menschen formt, ihn wachsen lässt, ja, über sich…

Verlorener Frühling

Schnee fällt in diesen späten  Märztagen. Der Winter will nicht weichen. Hält den Frühling fern, jenen mit seiner leisen Wärme, dem Anschwellen der Flüsse und Bäche, dem ersten zarten Grün. Möge er sich heranschleichen der Lenz, auf leisen Sohlen. Jeden Tag ein bisschen mehr. Wie wunderbar wäre das. Noch lauert der Frost in den Nächten, noch liegt der Garten bienenleis.…

Das Lied meiner Kindheit

    Damals. In meinen frühen Kindertagen sitze ich oft auf der Wiese hinter unserem Haus. Aber ich sitze nicht einfach irgendwo auf dieser Wiese, nein. Ich kuschele mich an den Bauch unseres Jagdhundes, rechts und links von mir seine langen haarigen Beine. Sein Bauch, warm und weich, dient mir als Stütze. Heiko bewacht mich, spielt mit mir, zieht mit…

Abschied, der ein Anfang war

Eine Tür fällt ins Schloss. Laut. Unwirklich. An diesem kalten Dezembertag. Schritte hallen nach. Treppenstufen knarren. Sie geht. Worte bleiben. Ihre Stimme gefangen in den leeren Räumen. Verfangen im Gemäuer. Bei Tag und bei Nacht. Ein Echo der vergangenen Jahre. Drohgebärden. Demütigungen. Worte wie Trommelwirbel und Paukenschläge. Tage vergehen. Wochen. Monate. Es ist, als sprächen die Wände. Unerbittlich. Unermüdlich. Vor…

Anno 2013

Es steht im Sturm. Das alte Gemäuer, seit fast 100 Jahren. In manchen Nächten, wenn der Wind von Westen kommt, stöhnt es wie ein Schiff, das auf hoher See von gefräßigen Wellen hin und her geworfen wird. Heulend reißen die Böen an klapprigen Fenstern und zeternden Ziegeln. Ein Schiff ohne Kapitän, das hörbar stöhnt, doch niemals sinkt. Hörst du das…

TotenSonntag

Wenn selbst Sterne schweigen Die schmale Birke ragt hoch hinaus, scheu dem Himmel entgegen. Einst dicht am Gemäuer des Hauses gepflanzt, streckte sie schnell ihre Triebe empor, himmelwärts. An diesem Abend scheint es, als berührten ihre Zweige die Sterne. Kahles Geäst, von dem sich das letzte Blatt löst. Fällt. Leise. Andächtig stehe ich, wage kaum zu atmen, selbst die Sterne…

LebensHerbst

    Herbst Für dich, der fortging, und für mich, die zurückblieb, sind es zwei Herbste. Buson Erst heute begreife ich, was Du warst, wer du gewesen bist. Es tut exakt so weh, wie der Verlust es verdient. Und der Schmerz zeigt, dass man erinnert, dass man nicht vergessen kann. Schmerz als Verstärker der Erinnerung. Wir steigen in Träume hinab,…