Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche

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22. September. Tag und Nacht halten sich die Waage, dauern gleich lang. Herbst, der große Sonnenuntergang des Jahres beginnt. Vorhang auf für eine Zeit des Übergangs, des Dazwischen-Seins, zwischen Sommer und Winter. Zeit der Ernte, Zeit der nebelverhangenen Tage, die nicht wach werden wollen. Die dahin dämmern. Sich unsichtbar machen unter grauem Tuch, damit der glasklare Winter sie nicht findet. Noch nicht. Die spinnverwebt sich wegschleichen, bis der Frost sie entblößt. Aufdeckt. Ohne Erbarmen.

Dieser Sommer war nicht groß und weit, nicht blau wie ein Lapislazuli. Dieser Sommer war Erinnerung an flirrende Hitze, an Leichtigkeit, an endlos weiße Nächte. Auch das Warten hat nun ein Ende, kühle Morgen künden von Herbst und Winter. Der Zeit, die tief und schwer ist. „Tiefer als der Tag gedacht.“ (Nietzsche).

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. „

Rilke

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