Geh’n wir! Der Weg ist lang. Versäum uns nicht! Dante, Inferno, Canto IV
Leben vergeht
Vom Wellenschlag vergleitenden Lebens gewiegt, schaue ich ins große Dunkel der Tage, mit denen Jahr um Jahr entfliegt.
Zwei Herbste
Für dich, der fortgeht, und für mich, die zurückbleibt, sind es zwei Herbste. Buson ( 1715-1783) Gefährten durch jubelnde Gezeiten. Einst. Sommerverbunden. Heute angekommen in gemeinsamer Wintereinsamkeit. Jenen blaudunstigen Novembertagen, die leise entfliehen. Die Bank, auf der du wartest, verwittert in vielen Herbsten. Brüchig. Steht sie auf einer Lichtung, dort unter dem goetheanischen Ginkgobaum. Habe ich mich verlaufen im Dickicht…
Einsamkeit ist wie ein Regen …
Einsamkeit Einsamkeit ist wie ein Regen. Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen; von Ebenen, die fern sind und entlegen, geht sie zum Himmel, der sie immer hat. Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt. Regnet hernieder in den Zwitterstunden, wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen und wenn die Leiber, welche nichts gefunden, enttäuscht und traurig von…
Zwei
Zwei auf einem Weg. Dem gemeinsamen Ziel entgegen. Zukunftswärts. Hand in Hand den Sommer zu durchqueren. Ihre Blicke stets nach vorn. Und dann doch ein Augenblick, einen Lidschlag zu lang … wurde es einer jener kostbaren Momente, die insgeheim ein ganzes Leben lang Gültigkeit behalten. Es gab nichts Trennendes mehr.
Fenster zum Hof
Foto: Uta Lösken Fenster zum Hof. Schwere Gardinen verhindern den Durchblick in die Hitze des Mittags. Verwehren den Ausblick in die flirrenden Farben des Sommers. Erst am Abend, wenn die Dämmerung vor neugierigen Blicken schützt und die Luft abkühlt, sind die Flügel der Fenster weit geöffnet. Die Vorhänge zurückgezogen. Die roten und blauen Läden laden ein, hinaus – und hineinzuschauen.…
Sommer
Es sind die Sommer der Kindheit, deren Duft die Erinnerung durchweht. Diese blauen Tage, nicht enden wollend, groß und weit wie ein riesiger Türkis. Tief und bedeutend wie ein Lapislazuli. Die Häuser schrumpften in der Hitze zusammen. Standen geduckt wie Schatten. Während sich das Außen unter der Glut der Sonne zu einem schier unendlichen Raum weitete. Sonnenselige Tage inmitten der…
Roter Juni
Der Juni ist ein heitres Kinderrot im Monat Juni blüht der Mohn Erdbeerglüh’n und Himbeerduft das ist des düstren Winters Lohn Der Juni ist nicht weiß und rein er brennt und glüht wie ein Vulkan vor dessen Ausbruch niemand fliehen kann Der Juni weist den Neubeginn verruchter heißer Sommerzeit wo Tag und Nacht im Brande steh’n benommen und beschwingt oh…
Am Strande
Vorüber die Flut. Noch braust es fern. Wild Wasser und oben Stern an Stern. Noch braust es fern. Der Nachtwind bringt Erinnerung und eine Welle Verlief im Sand. Rainer Maria Rilke
Beheimatet sein im Wandel
Das ist Sehnsucht: Wohnen im Gewoge, zuhause sein im Wellengang. Die Sehnsucht nach Land, nach bekanntem Vor Anker Gehen. Sie führt den Kraftlosen in Versuchung. Kurz. Doch er weiß: Heimat das ist nicht ein Haus aus Stein, ein Dorf, eine Zeit. Heimat das sind sich wandelnde Wünsche, Heimat das sind die kostbaren Stunden. Leise Dialoge mit dem Ich und Du,…